Bestimmt gibt es unter den vielen
begeisterten Naturfreunden im Fichtelgebirge nicht wenige, die die Kösseine wegen der grandiosen Rundsicht die sich von dort oben bietet, zu ihrem Lieblingsberg erkoren haben. Dementsprechend oft
werden sie den Gipfel auch besteigen: Vielleicht 3 mal im Jahr - vielleicht 3 mal im Monat - wohl kaum dreimal in der Woche?! Dass es aber jemand geschafft hat, an einem Tag, also innerhalb von
24 Stunden dreimal auf der Kösseine zu sein, klingt erst mal unglaublich; ist mir aber vor ca. 50 Jahren „passiert"! Zu meiner Rechtfertigung möchte ich sagen, „es hat sich einfach so ergeben".
Ich konnte (fast) nix dafür. Und so kam es dazu: In den 60er Jahren begab ich mich nicht selten abends kurz entschlossen noch auf die Kösseine, wenn die Wetterlage einen schönen Sonnenuntergang
erwarten ließ.
Zur Beschleunigung des Anmarsches benutzte
ich von Neusorg bis Schurbach das Fahrrad, welches ich im Ortsteil Kössain einfach an einen Zaun lehnte (ja - das konnte man damals noch machen!). Flotten Schrittes ging's von da aus zum Gipfel
hinauf, um rechtzeitig oben zu sein, wenn das für mich immer wieder faszinierende Naturschauspiel eines Sonnenuntergangs begann. Und so lange dabei zu sein bis der meist feuerrote Ball
irgendwo zwischen Ochsenkopf und Schneeberg vom Horizont verschwand. Anschließend gab's im Kösseinehaus eine „Belohnung" für die Anstrengung. An jenem Abend saßen dort zufällig der
Hauptvorsitzende des FGV Herr Reichenberger, der Naturschutzwart Süd Herr Dütsch und der Hüttenwart für das Kösseinehaus, Herr Kügler beisammen. Vielleicht kann sich der eine oder andere ältere
Leser noch an diese drei Funktionsträger der damaligen Ära des FGV erinnern. Ich wusste die Ehre wohl zu schätzen, als sie mich einluden, doch an ihren Tisch zu kommen. Als die „Sitzung" kurz
nach 24 Uhr beendet war, bot mir einer der Herren sogar an, in seinem Auto mitfahren zu können. Angesichts der späten Stunde nahm ich das Angebot dankend an und gelangte so in sehr kurzer Zeit
nach Hause. Allerdings lehnte dafür mein Fahrrad noch an dem Zaun unterhalb der Kösseine. Um dieses heimzuholen kam ich im Laufe des Vormittags teils zu Fuß und teils per Anhalter nach Schurbach.
Dass ich von da aus dann „schnell" noch auf meinen „Hausberg" steigen musste, war für mich damals selbstverständlich. Und damit war ich zum zweiten Mal an diesem Tag auf der Kösseine.
Nach dem Abstieg und der Rückfahrt überraschte mich kurz nach der Ankunft daheim mein Freund und Kollege Hermann aus Waldershof mit dem genialen Vorschlag, heute auf die Kösseine zu gehen, „da das Wetter einen herrlichen Sonnenuntergang versprechen würde"! Er wusste nämlich von meiner Vorliebe dafür, konnte aber nicht ahnen, dass ich mein Fitness-Programm für diesen Tag eigentlich schon mehr als genügend erledigt hatte. Da ich aber zu einer Wanderung auf „meinen" Berg nie nein sagen konnte, kam es an jenem Sommertag in den 60er Jahren zum dritten „Gipfelsieg" innerhalb von 24 Stunden! Als ich bei der Einkehr im Kösseinehaus dem Wirt zum wiederholten Mal begegnete, fragte er mich recht süffisant, ob ich wohl daheim Hausverbot bekommen hätte!
Es kam im Laufe der Jahre noch zu vielen Besuchen auf meinem Lieblingsberg, aber einen „lupenreinen Hattrick" habe ich nie wieder geschafft.
Horst Königsberger, Germering