Sommersonnwendfeier “XXL”

 

Eine traditionelle Veranstaltung in den 1960-er Jahren war der Hüttenabend mit Sonnwendfeier Ende Juni auf der Kösseine. Für deren Durchführung war meistens die OG Marktredwitz des FGV verantwortlich. Dort oben traf man sich mit vielen Gleichgesinnten aus fast allen Orten rund um diesen exzellenten Aussichtsberg . An der Beliebtheit dieses Ereignisses und an der Anzahl der Gäste gemessen, würde man das heute schon als „Event" bezeichnen. Um auch wirklich den Stammplatz am runden Tisch im Erker des Marktredwitzer Zimmers zu ergattern, stieg eine „Vorhut" schon am frühen Nachmittag zum Kösseinehaus empor und reservierte für später kommenden Freunde und Bekannte genügend Plätze. So nach und nach füllten sich die drei Gasträume und alles wartete gespannt auf den Einbruch der Dunkelheit. Denn dann erst wurde das Johannes-Feuer entzündet. Da dort oben Holz für ein „echtes" Feuer nicht verbrannt werden kann, wurden Blechpfannen in die Öffnungen des Aussichtsturms gestellt und darin Magnesium angezündet, welches ein bengalisches Feuerwerk erzeugte. Vorher aber gab es die sogenannte „Feuerrede" von einem Offiziellen des FGV. Die Ansprache wurde durch ein Signal von Jagdhornbläsern angekündigt, worauf die meisten Gäste ins Freie strömten, um den Höhepunkt des Abends, das besagte „Blechpfannenfeuer" ja nicht zu versäumen. Nachdem dieses erloschen war, stiegen viele der Anwesenden auf den Turm, weil man von da oben in der Finsternis auch noch mehrere andere echte Feuer in der weiteren Umgebung entdecken und beobachten konnte.

 

Zur musikalischen Unterhaltung im Haus war meistens ein Akkordeonspieler anwesend. Auch die Gäste konnten nach Lust und Laune unterhaltsame Vorträge beisteuern. Das gemeinsam gesungene Fichtelgebirgslied beendete den offiziellen Teil des Abends. Vielleicht erinnern sich einige Leser der schon etwas älteren Generation noch daran. Je nach Standvermögen oder besser gesagt Sitzfleisch hielten es die Gäste mehr oder weniger lange aus, um dann in der Dunkelheit wieder heim zu wandern. Eine Gruppe ausdauernder FGV-ler jedenfalls schaffte es einmal, so lange fit zu bleiben, bis sie vom Turm aus einen grandiosen Sonnenaufgang beobachten konnten. Und als die jungen Leute dann so gegen 4 Uhr ( !! ) Richtung Schurbach abstiegen, versuchte einer die Gruppe davon zu überzeugen, dass es doch „sündschade" sei, bei solch traumhafter Morgenstimmung einfach heim zu gehen und sich ins Bett zu legen. „Ich schlage vor, dass wir noch zum Seehaus wandern; wer geht mit"? Es waren dann tatsächlich vier mutige - oder auch übermütige - die sich bei der Ringstraße verabschiedeten und in Richtung Nagel starteten. Dort kamen sie gerade recht zur Frühmesse, welche sie in einer der hintersten Kirchenbänke absaßen; mehr oder weniger andächtig. Mit dem Segen im Rucksack ging es zum Nageler See, wo sie sich etwas „frisch machen" konnten. Ein geplanter Frühschoppen musste ausfallen, weil noch kein Wirtshaus zu so früher Stunde mit Gästen gerechnet hatte. Auch das Silberhaus war zu jener Zeit gerade nicht bewirtschaftet. So mussten die einsamen Wanderer müde, hungrig und durstig „im Frühtau zu Berge" weiter marschieren. Am späten Vormittag erreichten sie endlich das Seehaus, wo sie sich erst ausgiebig stärken konnten und sich anschließend eine kurze „Auszeit" genehmigten. Solchermaßen wieder zu Kräften gekommen, fühlten sich die vier fit genug, um auch noch einen Gipfel zu besteigen. Also hinab zum Karches und hinauf auf den Ochsenkopf!! Nach dieser Leistung hatten sie sich die Einkehr im Asenturm schon wieder verdient. Den Rest des Weges zum Bahnhof in Fichtelberg ging es ja Gott sei Dank nur noch bergab . Dass die vier Helden bei der anschließenden Fahrt nach Neusorg den Schienenbus zum „Schlafwagen" gemacht haben, war nach dieser Marschleistung nur all zu verständlich. Schließlich hatten sie eine anstrengende, mehr als 24- stündige „Sonnwendfeier" hinter sich.

 

Horst Königsberger, Germering