”Triathlon” anno dazumal

 

Wie lange es den echten Triathlon schon gibt, ist mir nicht bekannt. Ich weiß nur, dass schon vor ca. 50 Jahren ein Vorläufer oder besser gesagt eine Abart dessen im Fichtelgebirge praktiziert wurde. Und zwar eine Kombination aus Radfahren, Bergwandern und Schifahren. Und das kam so: Oben am Seehügel, nur ein paar Minuten vom Seehaus entfernt, gab es einen nordseitig gelegenen bewuchsfreien Hang, der mit verwittertem Gestein bedeckt war und bis lange in den Frühling hinein mit Schiern befahren werden konnte. Für uns war das damals der „Nürnberger Hang"; warum er so genannt wurde, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls konnte man dort einmal sogar noch an Pfingsten!!!! die ungefähr 70 bis 80 Längenmeter hinunter rutschen. Aber wie kommt man im Frühjahr am schnellsten mit Schiern von Neusorg zum Seehaus? Ganz einfach: Mann bindet die Holzschi und die Stöcke längs an sein Fahrrad, steckt die Schischuhe in einen Rucksack und radelt über Brand und Fichtelberg zum Parkplatz Seehaus an der B 303. Das war die erste Disziplin des Triathlon, nämlich Radfahren. Dort tauschte man die Turnschuhe gegen die Schischuhe, parkte das 3-Gang „Vaterland"- Rad an einem Baum und trug die Schi hinauf zum Seehaus. Schitragen könnte man diese zweite Übung auch nennen. Ab hier lag noch so viel Schnee, dass man zu dem besagten Hang schon auf Schiern schieben konnte. Dort traf man meist die gleichen unentwegten „Schi-Narrischen", welche auch unbedingt noch auf Brettln rutschen mussten, während sich andere Leute schon auf eine Kahnpartie am Nageler Weiher freuten. Nun endlich fand die Königsdiziplin statt: das Schifahren. Soweit man das mehrmalige Berutschen eines so kurzen Hanges überhaupt als Schifahren bezeichnen kann, zumal ja nach jeder „Abfahrt" zwangsläufig ein Aufstieg erforderlich war. Uns jedenfalls hat es über Stunden sehr viel Spaß bereitet. Für die jüngeren Leser sei noch erklärt, dass es zu diesem Zeitpunkt weder die Abfahrtspisten noch die Liftanlagen am Ochsenkopf gegeben hat.

 

Nach einer geraumen Zeit machte Gott sei Dank irgendjemand in der Gruppe den Vorschlag, doch mal „kurz zum Seehaus vorzuschauen". Die meisten waren damit sofort einverstanden und nach einer gemütlichen Einkehr trugen wir unsere Bretter - solche waren das ja noch im wahrsten Sinne des Wortes - wieder hinunter zum Parkplatz. Während die anderen ihre Schi aufs Autodach luden, band ich meine ans Fahrrad, wechselte abermals die Schuhe und radelte wieder nach Hause, wo dann ein fast doppelter Triathlon endete, den man vielleicht auch als „Schiathlon" bezeichnen könnte.

Horst Königsberger, Germering